Mit The Escapists gab es einen richtigen Indie-Hit und nun erscheint der zweite Teil dieser Knast-Simulation und das auch für die Nintendo Switch! Dabei kommt dieses Spiel natürlich mit sämtlichen Neuerungen daher, und wie für eine Fortsetzung üblich, ist dieses Spiel voll davon, wenn auch oft nur im Detail. Da die meisten Besitzer der Nintendo Switch den Vorgänger nicht kennen, dies möchte ich vorab schon verraten, ist dieses es Wert genauer unter die Lupe genommen zu werden. Die Empfehlung ist aber schon an dieser Stelle sicher.
Auf zum Appell! So sieht der Anfang von einem Tag aus.
Doch worum geht es denn hier überhaupt? Du, ja genau du, bist ein Verbrecher und wanderst in den Knast. Ob du nun unschuldig bist oder nicht, spielt keine Rolle! Du willst jetzt eigentlich nur raus. Raus aus dem Knast! Nein, dies ist kein Spiel zu einer schlechten Serie aus Deutschland oder einer Soap. Dies ist The Escapists 2! Natürlich müsst ihr einiges dafür tun und euch mit dem Knast vertraut machen…
Das war es eigentlich schon. In einem Tutorial wird euch das Spiel kurz erklärt und zeigt schon, dass ihr in diesem Spiel sehr viel machen könnt. Neben dem täglichen Ablauf organisiert ihr eine Socke und ein Stück Seife und kombiniert dies zur eine Art Keule. Damit schlagt ihr einen anderen Häftling zusammen, der euch weitere Gegenstände gibt, wie einen Schraubenzieher oder eine Schaufel. Damit entwischt ihr dann abends, indem ihr den Schacht in der Zelle öffnet und dann im Freien einen Tunnel nach draußen schaufelt. Schon seid ihr wieder frei. Das Tutorial umreißt dabei nur einen ganz kleinen Teil des gesamten Spiels, offenbart aber schon hier, dass dieses Spiel mehr ist als eine Knast-Simulation.
Doch fangen wir mit dem Simulations-Aspekt an. Im Knast gibt es nun einmal bestimmte Regeln und hier solltet ihr das Ganze auch ernst nehmen! Nach dem Aufstehen geht es zum Appell. Hier sagen euch die Wächter ein paar Informationen und erklären euch, welche Zelle heute durchsucht wird. Solltet ihr also etwas verstecken, solltet ihr hier schnell reagieren. Ansonsten dient dieser Appell eher dazu, zu prüfen ob ihr da seid. Seid ihr es nicht, oder ein anderer Häftling, dann wird alles verriegelt, die Hunde freigelassen und die Jagd beginnt. Dabei verstreicht auch gern einmal viel Zeit, die aber nicht unwichtig wird. Ansonsten geht es weiter zum Frühstück in die Kantine und danach gibt es ein paar Minuten Freizeit. Die Zeit könnt ihr nutzen um Bücher zu lesen, damit ihr noch mehr Sachen craften könnt oder ihr sucht Kontakt mit den anderen Häftlingen. Die geben euch gern einmal Missionen oder auch ein Handel ist möglich. Tut ihr einem anderen Insassen einen gefallen, lassen sie euch auch gern einmal in Ruhe, natürlich gibt es auch ein wenig Geld zum Handeln.
Das Craft-Menü sieht sehr umfangreich aus, allerdings sehr einfach gestaltet.
Dazu sollte gesagt werden, dass ihr auch Jobs annehmen könnt und damit kommen wir nun auch zum nächsten Punkt eines Tagesablaufs. Denn nun müsst ihr arbeiten. Am Anfang gibt es dazu eine Jobbörse, bei der ihr schon etwas Geld bekommt. Ihr könnt euch aber auch einen Job an der Tafel suchen. Das hat den Vorteil, dass ihr mehr Geld bekommt und ganz wichtig, auch Verkleidungen oder Möglichkeiten in andere Bereiche zu kommen. Daher ist die Wahl des richtigen Jobs nicht so unwichtig für euren Plan. Ist die Arbeit getan, gibt es endlich Mittag und danach noch eine Runde Sport, damit eure Fitness besser wird. Dann wird es Zeit für eine Dusche, damit ihr wieder dann wieder eine lange Freizeitpause habt. Gegen Ende des Tages wieder zum Appell und dann ab ins Bett! Sollten die Werter euch nicht in der Zelle finden, geht wieder der Alarm an.
So also ein normaler Tagesablauf im Center Perk 2.0, so der Name dieser Anstalt. Diese ist auch so aufgebaut, wie man sich eben so einen Knast vorstellt: Kantine, einzelne Zellen, Außenbereich, Fitness-Bereich, Krankenstation, Einzelhaft-Zellen, eine Bibliothek, Duschraum, mehrere Personalräume wie für die Müllabfuhr oder auch eine Küche. Das Ganze ist dann aufgeteilt in zwei Etagen. Doch vorab kann ich schon erwähnen, dass es nicht die einzige Location ist, die ihr spielen könnt. Ein fahrender Zug, ein Wüstengefängnis oder gar eine Weltraumstation begegnen euch. Dabei gibt es immer zwei unterschiedliche Arten von einem Knast. Bei dem einen geht gibt es keine Zeitvorgabe oder ähnliches und ähnelt eben einer Knast-Simulation, wie weiter oben beschrieben. Dann gibt es aber noch zum Beispiel den Zug. Hier seid ihr im Grunde gar nicht im Knast, sondern in einem Zug der euch erst dahin bringt. Dort erwartet euch allerdings die Todesstrafe und weil wir liberale Zocker sind, möchten wir das gern verhindern. Dazu habt ihr ein Zeitlimit und dürft eigentlich eure Zelle im Zug nicht verlassen. Werdet ihr erwischt, geht es zurück in die Zelle und ihr verliert kostbare Zeit. Alle haben ein Ziel: Ihr müsst ausbrechen. Nur in der „normalen“ Variante könnt ihr euch Zeit lassen und reizt das komplette Spiel aus, die zweite Variante ist aber eine gelungene Abwechslung und fördert etwas, worum es immer geht: Ausbrechen! Aber neben den Bedingungen, so ändert sich auch gern das Verhalten der Werter, es kann auch der Tagesablauf variieren.
Wer den zweiten Indiana Jones gesehen hat, weiß wie man hier am besten ausbricht...
Mal offensichtlich, mal weniger offensichtlich, hat so jedes Level seine eigenen Tücken aber auch Schwachstellen. Bevor ihr also ausbrechen wollt und blind in die Arme der Wächter geratet, solltet ihr den Ablauf, die Wächter und auch die Mitarbeiter studieren. Zudem ist es auch enorm wichtig, dass ihr das komplette Gelände verinnerlicht. Wo sind welche Räume, wie sind die Schächte verbunden? Kann ich einen Tunnel bauen? Wo gibt es Lücken am Zaun? Dabei solltet ihr auch lernen und trainieren, damit ihr die benötigten Gegenstände, wie Waffen, Schneider oder Attrappen, bauen könnt und euch zur Not wehren könnt. Das wird ein wenig unterstützt durch kleinere Quicktime-Events. Wenn ihr ein Buch lest, dann müsst ihr zum Beispiel immer ZR drücken, bis der Balken in der vergebenen Markierung ist. Beim Krafttraining solltet ihr zur richtigen Zeit schön abwechselnd ZR und ZL drücken, damit ihr stärker werdet. Egal was ihr macht, ihr verbraucht dabei auch viel Energie. Die könnt ihr dann wieder beim Essen oder duschen regenerieren. Ansonsten lohnt es sich, ohne dabei erwischt zu werden natürlich, die Tische der anderen Insassen zu begutachten, denn da könnten nützliche Gegenstände verborgen sein. Dabei könnt ihr auch andere Gegenstände dort abtun, oder auch die Toilette verstopfen, damit die Werter ihr Augenmerk auf einen anderen Insassen legen.
Kommen wir nun aber zum Kern des Spiels, dem Ausbruch! Die Möglichkeiten sind vielfältig. In Center Perks 2.0 gibt es zum Beispiel ein TV-Team. Mit einem geschickten KO-Schlag und dem Diebstahl der Klamotten vom Kameramann könnten wir so zum Ausgang gelangen. Oder wir trainieren uns ein wenig Wissen an, damit wir eine Attrappe bauen können. Dazu brauchen wir zwei Kissen und ein Bettlagen. Dies holen wir uns von einer anderen Zelle und kombinieren diese. Über einen Handel besorge ich mir nun ein Tape und zwei Pfeilen. Daraus baue ich mir dann einen Schneider. Nun ist Timing enorm wichtig. Beim letzten Appell gehe ich schon etwas eher in meine Zelle, lege dort meine Puppe in das Bett und gehe schnell in den Außenbereich, bevor die Zellen schließen. Die Wächter bekommen nicht mit, dass ich nicht in meiner Zelle bin und nun muss ich nur noch warten bis alle Lichter ausgeschaltet werden, während ich mich hinter der Müllkippe verstecke, und bewege mich zu einem Punkt, wo ich doch einen Schwachpunkt im Zaun festgestellt habe. Nur nicht dabei von jemandem erwischen lassen! Nun schneide ich ganz schnell den Zaun durch und schon bin ich frei! Dies ist schon am ersten Spieltag möglich und verschaffte mir einen dritten Platz in der Weltrangliste.
Das Pferd ist verdächtiger als der Insasse. Viele Möglichkeiten gibt es hier eh nicht.
Hier wird das Spiel auch mehr zum Knobelspiel. Es macht unglaublich Spaß auch viel auszuprobieren oder zu testen. Auch weil jeder Knast etwas anders aufgebaut ist. Im Zug zum Beispiel wird schnell klar, dass ihr eine Möhrenattrappe bauen müsst, damit ihr euch auf ein Pferd schwingen könnt. Gewalt kann auch eine Lösung sein, ist aber nicht zu empfehlen da dadurch es schneller passiert, dass der Alarm aktiviert wird. Ihr könnt mit ZL blocken und mit ZR schlagen. Haltet ihr ZR gedrückt, könnt ihr einen stärkeren Schlag vorbereiten. Mit einer Waffe könnt ihr zudem die Attacke etwas verstärken. Leider ist das Kämpfen sehr ungenau und ihr trefft oft nicht. Ich für meinen Teil versuchte daher immer wieder eine gewaltfreie Lösung zu finden. Ach – und noch eine Empfehlung ist es, auch Schränke zu nutzen, in denen ihr euch verstecken könnt. Durch die verschiedenen Lösungen macht es auch enorm Spaß einen Knast erneut zu spielen. Nach jedem Ausbruch bekommt ihr zudem Punkte und eine Bewertung. Diese könnt ihr online teilen und so gibt es auch Ranglisten, was ziemlich cool ist. Auch könnt ihr euren Insassen erstellen und erstellte Charaktere als zusätzliche Insassen verwalten. Dazu gibt es noch allgemeine Statistiken über euren Charakter.
Die größte Neuerung ist der Multiplayer! Auch hier gibt es zwei Varianten. So könnt ihr Freunde oder aber auch, wenn öffentlich zugänglich, Fremde in den Knast lassen und so sind mehrere Spieler die Insassen. Das interessante daran ist, dass sich dadurch neue Möglichkeiten eröffnen. So kann ein Spieler die Wächter ablenken oder manche Bereiche sind nur zu zweit erreichbar, da einer die Tür offenhalten muss und der andere eben in diesen Bereich geht. Natürlich könnt ihr euch auch gegenseitig behindern oder auch schlagen, womit wir zur zweiten Variante kommen. Im Battle-Modus zählt, wer als erster ausbricht. Ihr solltet also einen sehr schnellen Weg finden (oder bereits kennen) und gleichzeitig müsst ihr drauf aufpassen, dass die restlichen Spieler euch dabei nicht behindern oder euch zuvorkommen. Witzig wird es, wenn zwei Spieler den gleichen Plan haben und am Ende sich treffen, die Klopperei kann beginnen, birgt aber die Gefahr erwischt zu werden. Ihr könnt auch selbst einfach in ein Spiel eurer Freunde einsteigen. Insgesamt ist der Multiplayer-Part überraschend gelungen und definitiv eine sinnvolle Erweiterung. Zudem erhöht auch dieser den Wiederspielwert enorm. Natürlich geht das auch alles lokal an einer Konsole und mit nur einem Joy-Con ist das auch schön spielbar.
Auch im Splitscreen ist das Ausbrechen möglich.
Die grafische Präsentation blieb nur auf dem ersten Blick unverändert. So wird beim zweiten Hinsehen schon bewusst, dass nur noch die Figuren pixelig sind. Alles andere wirkt gezeichnet und tatsächlich sieht das richtig gut aus. Mit viel Liebe zum Detail ist die Umgebung gestaltet und hier und da steht mal ein Wischmopp, ein paar Kisten oder eine Schranke. Schön ist auch, dass die verschiedenen Gefängnisse sich auch stark unterscheiden und Gegenstände wie auch die Insassen angepasst sind. So tragen zum Beispiel die Wächter auch gern andere Uniformen oder die Gegenstände die man erstellen kann, sind ebenfalls etwas unterschiedlich. Die Wärter haben im Übrigen auch sehr witzige Sprüche in den Sprechblasen, die teilweise auch ein wenig Kritik am Strafsystem der USA übt. Leider sind diese Sprüche aber nicht angepasst und daher in manchen Anstalten etwas unpassend. Das Spiel selbst läuft meistens flüssig, alleine wenn das Spiel speichert und in diesem Moment viel passiert, kann es zu kleineren Rucklern kommen.
Wir dürfen uns auch über einen gelungenen Soundtrack freuen. Dieser passt sich immer wieder dem aktuellen Geschehen an, ist in der meisten Zeit sehr beruhigend und weniger hektisch. Auch passt sich der Sound natürlich der jeweiligen Kulisse an und so fängt es sehr gut die Stimmung ein. Allgemein wird der raue und harte Alltag etwas lockerer inszeniert und die Toneffekte unterstützen diesen Eindruck. Technisch läuft es auch im Handheld-Modus sauber und das Spiel eignet sich sehr gut auch für ein paar Runden unterwegs und ist damit die beste Version, die aktuell erhältlich ist. Dieses Spiel beweist sehr gut, warum die Nintendo Switch perfekt für solche Spiele geeignet ist.